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Ein Programm, zwei Länder, zwei Austauschschüler und das AGL

Sophie Kienles Ankunft in Virginia

Sophie Kienle verbrachte das Schuljahr 2015/16 in den Vereinigten Staaten. Im Schuljahr 2016/17 verbrachte der Amerikaner Lukas Meyer am AGL, mit derselben Organisation: dem Parlamentarischen-Patenschafts-Programm.

Washington D.C., 16. Juni 2016:
Ich (Sophie Kienle, 10. Klasse) drehe mich noch einmal um und packe dann aber schlussendlich mit gemischten Gefühlen meinen Handkoffer und besteige das Flugzeug Richtung Heimat. Zurück nach Deutschland. Zurück zu Freunden & Familie. Zurück ans AGL. (Die Berlinfahrt wartet schließlich nicht auf einen)
Washington D.C., 9. September 2016:
Lukas Meyer besteigt vorfreudig das Flugzeug. Zehn Monate voller neuer Erfahrungen und Eindrücke in einem fremden Land liegen noch vor ihm. Er ahnt noch nichts davon, dass er nicht allzu lange in Marktoberdorf (erste Gastfamilie) bleiben wird. Es wird ihn nämlich nach Blindheim und damit auch an unsere Schule verschlagen.

So kam es dazu, dass ich zum ersten Mal ein Gegenstück meines Programmes kennen lernen durfte. Denn jedes Jahr werden 300 Stipendien für ein Auslandsjahr in Amerika vom Bundestag vergeben. Es gibt auch die gleiche Anzahl von amerikanischen Schülern, die für das Programm ausgewählt werden.
Dieses Programm wird als das Parlamentarische-Patenschafts-Programm (PPP) bzw. im Englischen ’the Congress-Bundestag-Youth-Exchange Program (CBYX)’ bezeichnet. Es wurde 1983 ins Leben gerufen, um den 300. Jahrestag der ersten deutschen Einwanderung nach Amerika zu ehren und um die Beziehung zwischen Amerika und Deutschland für die kommenden Jahre immer mehr zu verbessern. Nähere Informationen zu diesem Programm finden sich im Internet unter www.bundestag.de/ppp.

Da es sehr schwierig ist solche Erfahrungen in einen kleinen Bericht zu packen, habe ich mir “allgemeine” Fragen überlegt, die Lukas und ich beantworten werden, um den Lesern einen kleinen, aber doch vielseitigen Eindruck von einem Auslandsjahr zu vermitteln.

• Was ist dir von deinem ersten Tag noch am deutlichsten in Erinnerung?
Lukas: My first day was a blur of first getting rushed off a plane and security to only be put a room and expected to wait for like 6 hours. One thing I can say is that I got very well acquainted with Frankfurt airport. After being on a plane for 8 hours it was easy to say I was exhausted. Of course I didn’t sleep as there were too many good movies and such interesting people I could talk to. Well after another four-hour train ride I got picked up by my host family, ate some Leberkase and then we drove home. It is safe to say I slept very well in the car and in my bed.

Sophie: Der transatlantische Flug hatte die allerbeste Filmauswahl und dazu kam dann auch noch, dass mein letzter Flug nach Richmond, der Hauptstadt von Virginia, mir einen unglaublichen Blick von oben auf die Stadt ermöglicht hatte. Da meine Reise über 24h ging, war ich am Ende doch ein bisschen angeschlagen. Als ich dann aber endlich aus dem Flugzeug ausstieg, war jedes Anzeichen von der Müdigkeit, die sich in mir aufgebaut hatte, verflogen. Denn vor mir stand diese kleine Ansammlung von Menschen mit einem patriotischen Willkommensschild, und der letzte Gedanke an den ich mich noch ganz klar erinnern kann ist: Zu diesen Leuten gehöre ich jetzt mal dazu!

• Wie würdest du Amerikaner beschreiben?
Lukas: Americans are a very outwardly friendly people. They will be friendly to you in person and make sure you are as comfortable as possible. What they actually think of you is actually irrelevant because normally they will still be friendly with you. Because of that it is very easy to get friends in the US but it is a little harder to find one of those lifetime friends.

Sophie: Amerikaner sind in der Tat sehr freundlich, obwohl man es auch des öfteren mit ‘etwas durch die Blume sagen’ bezeichnen könnte. Sie sind zudem ein sehr stolzes Volk und zeigen dies auch gerne, was mir sehr viel Freude bereitet hat. Sobald Deutschland zur Sprache kam, reagierten die meisten sehr erfreut und auch sehr neugierig. Alles in allem würde ich Amerikaner als lebensfreudig, freundlich und interessiert beschreiben.

• Wie würdest du Deutsche beschreiben?
Lukas: When it comes to friends, I find Germans are a little different. Although the students in AGL seem to be different, I find that sometimes it is hard to make friends with Germans, but once you do, you have a friend for life. But as I said earlier, AGL just has very friendly people. Germans seem to all be very obsessed with the internet and online privacy. This is very different to the US as people are very free online and will post most stuff like pictures online.

Sophie: Ich habe es zu schätzen gelernt, dass viele Leute um mich herum kein Blatt vor den Mund nehmen. Während ich drüben war, wurde mir mehrmals gesagt, dass wir Deutsche alles zu ernst nehmen, unfreundlich sind und es nicht verstehen Spaß zu haben. Es hat mir große Freude bereitet diese Missverständnisse auf freundliche Art und Weise zu beseitigen.

• Wie unterscheidet sich das AGL von der amerikanischen High School?
Lukas: It is completely different but very similar at the same time. Our high school is kind of like Germany’s Gesamtschule and thus has a whole range of students. Many of our classes can cater so that all the students have an “equal” chance of succeeding. We also have our honor classes for the students that want to go off to college and want to have more of a challenge in school. We also have a Q11 like schedule starting since the 6th grade where each of our classes are in a different room with a different set of students every period. Also, when it comes to grading, besides our grades being on an A-F grading basis, we receive many more grades throughout the year which includes all homework and class participation.
The idea of school sports and school is also completely different. As we have all of our sports run through the schools, instead of having to go to a club in your local town, most of our students root for all of our sports teams and a big portion of the school goes to sporting events at the school. You will see students being very proud that they come from their high school and rivalries between other schools easily form, much like what you will see in professional sports. We are also strongly encouraged to join a variety of clubs also run through the club such as a language club, a yearbook club, community service clubs, and student council which is the government of the school.

Sophie: Zuallererst muss man sagen, dass eine amerikanische High School eher mit einer Gesamtschule zu vergleichen ist, als mit einem Gymnasium an sich. So trifft man eben auch auf die verschiedensten Persönlichkeiten, die man in dieser Bandbreite bei uns nicht finden würde. Ich war mir nie so ganz sicher, ob ich es nun als einen Vor- oder Nachteil sehen soll…Ich habe mich dann einfach darauf festgelegt, dass beides Spaß macht und man auch beides ausprobiert haben sollte. Außerdem liegt es auch in der Natur des amerikanischen Schulsystems, dass ein größerer Wert auf die Verbundenheit mit der Schule bezüglich des sogenannten „School Spirit“ gelegt wird.
Wurde nach meiner Schule gefragt und nach Unterschiede und Gemeinsamkeiten, so hab ich es immer so erklärt:
“Ihr habt ein Motto das besagt, dass niemand zurückgelassen wird und jeder wird gleich behandelt, wohingegen wir in Deutschland verschiedene Schularten für unterschiedliche Schüler haben, damit jeder sein Ziel am schnellsten erreichen kann.

• Wie hat dich der Auslandsaufenthalt verändert?
Lukas: Being here in Germany has changed me so much. I have learned so much about myself and what I can achieve. I have learned how to be very independent this year and how take care of myself. Even though I have always known that I want to travel, this year has only solidified that notion and has really excited for my future adventures.

Sophie: Meine Prioritäten haben sich verändert bzw. mein Horizont hat sich erweitert. Außerdem habe ich angefangen mehr zu plappern… Die Veränderung ist schwer zu beschreiben, wenn ich ehrlich bin. Aber eins weiß ich sicher: Ich möchte mehr erleben und mich mehr “verändern”.

• Was für Erwartungen hattest du? Haben sie sich erfüllt?
Lukas: I expected to learn German really quickly, to travel very often, and not to have a hard time with the culture as my father is German. Minus the travel, I could not have been more wrong. This year I have been able to see so much of Germany and been able to travel some other countries; it has been amazing. It was definitely much harder to learn German properly then I thought. I thought since I was around German the entire day, I would perfect it by Christmas. I think it is safe to say that although my German is much better, and I can actually somewhat have a conversation, I am far from perfect. I was also wrong about the culture. I knew the culture would be different than my American culture, even my pseudo German culture that I have at home, but I didn’t anticipate the little quirks that made the two seemingly similar cultures different. Even something as having to ask someone before filming someone or posting a picture of someone online is completely different than what I am used to, there was definitely some culture shock to get used to.

Sophie: Der mysteriöse Kulturschock hat mich nie so ganz getroffen oder ich habe es einfach nicht wirklich mitbekommen. Ein Grund dafür war die Vorbereitungswoche des Programms in Berlin. Im Laufe dieser Woche wurde mir und 30 anderen Schülern immer wieder eingehämmert keine Erwartungen zu haben und auf jeden Fall flexibel zu sein.
Natürlich hat man trotzdem unbewusste Erwartungen und Fragen wie ‘Sind die Cheerleader wirklich wie in den Filmen?’ oder ‘Essen die Amerikaner wirklich so viel Fast Food?’, aber irgendwann gewöhnt man es sich einfach an mit offenen Augen durch diese fremde Gegend zu laufen und die Kultur in vollen Zügen zu genießen.

• Was vermisst du am meisten aus deinem Herkunftsland?
Lukas: Besides my family, which is obviously the thing I miss the most from the US is the fact that I can legally drive and have been doing so since I was 16. I love driving, it is an amazing feeling. Although legally I am allowed to drive in Germany as I am 18 AFS, the program that actually runs my exchange year for PPP, says that I am not allowed with threat of getting sent home. I miss driving though as it provides so much freedom for me is difficult to replicate here in Germany. Although the train system is amazing and does provide some of that freedom, the train from Blindheim comes only once an hour, once every two hours on the weekends. This does hinder my ability to travel with ease and also gives me a set time I have to leave certain activities or my travels. With driving I don’t have that problem and I am excited to be able to drive soon.

Sophie: Brot. Unser gutes Brot. Das hab ich vermisst.

Sophie Kienle, Abitur 2018